Also so etwas hat Fr. Barbara noch nicht erlebt – nämlich dass es während einer Rundreise so viel regnet. Heute haben wir einen ganz schlechten Tag erwischt – Dauerregen.
Von Marinha Grande geht zu dem mittelalterlichen Örtchen Óbidos und es grenzt lt. Fr. Barbara an ein Wunder, dass hier alle Kabel unter Putz verschwinden – das scheint in Portugal sehr ungewöhnlich zu sein. Hier gibt es eine sehr gut erhaltene Burganlage mit einer begehbaren Stadtmauer, die den Ort komplett umschließt, einem weitgehend erhaltenen Äquadukt von 1570 und viele kleine Geschäfte mit regionalen Produkten und Handwerkskunst.
Burg aus dem 13. Jahrhundert
Königin Urraca
König Alfons II vermachte seiner Frau Urraca die Stadt als Hochzeitsgeschenk und bis ins 16. Jahrhundert wiederholten verschiedene Könige diesen Brauch, weshalb die Stadt auch Vila das Rainhas (Stadt de Königinnen) genannt wird. Da fallen die heutigen Hochzeitsgeschenke schon deutlich kleiner aus.
Bekannt ist Obidos für seinen Kirschlikör Ginja und für sehr gute Schokolade. Wir probieren beides in der Kombination Schokoladenbecher, gefüllt mit einer eingelegten Sauerkirsche und dem Likör. Mmmmhhhhhh.
Trotz leichtem Regen bummeln wir durch die Gassen und es gibt viel Handwerkskunst, die auch den Besitzer wechselt. Der Regen hat den Vorteil, dass es nicht so voll wie sonst ist und man durchgeschoben wird. Einige hätten hier gerne noch länger verweilt, aber die Nässe und der Zeitplan machen das nicht möglich. Mehr Infos über Óbidos gibt es hier.
Weiter geht es nach Sintra, aber hier öffnen sich alle Wasserschleusen und der ganze Bus flüchtet sich in umliegende Lokale. Na dann wenigstens etwas leckeres Essen und wieder trocken werden. Der Königspalast, das Castello dos Mouros und das Kapuzinerkloster müssen bis zum nächsten Urlaub warten.
Der Abstecher zum weltlichsten Punkt des europäischen Festlands fällt leider buchstäblich ins Wasser, weil es nur eine schmale Strasse dorthin gibt und bei dem Sauwetter geht das mit dem Bus nicht.
Also fahren wir nach Lissabon weiter und im Hotel Roma wollen die doch tatsächlich die Ausweise haben. Das war bisher in unseren Hotels nicht notwendig, da wir eine Liste mit den erforderlichen Daten vorab hingeschickt haben. Also tauchen Einige in ihren Koffer ab und suchen das Dokument erstmal. Alle werden fündig und bekommen eine Zimmerkarte.
Kann jemand das Geheimnis lüften, warum es im Bad ein Telefon gibt ? Kein Handyempfang ? Gesetzliche Vorschrift ? Und für was ist diese Vorrichtung im Bad vorgesehen ? Flaschenöffner ?
Que os deuses do tempo sejam misericordiosos conosco.
Heute heißt es von Porto Abschiednehmen, einer Stadt die vielen von uns so schnell ans Herz gewachsen ist, da sie so viel zu bieten hat. Wir fahren mit dem Bus noch etwas durch die Stadt und dann noch zur Atlantikküste mit einem Halt an der Uferpromenade. Dort steht ein berühmtes Toilettenhäuschen, in dem man lt. Fr. Barbara 1 EUR pro Besuch bezahlen muss. Das müssen wir uns unbedingt ansehen. Und siehe da, wir bezahlen nur 20 Cent. Es ist eben noch Vorsaison – und es ist auf jeden Fall einen Besuch wert.
Es gibt auf der Fahrt abwechselnd Regen und Sonnenschein und ab 13 Uhr bleibt es lt. Regenradar den ganzen Tag über trocken. Zur Mittgaspause in Figueira da Foz vertreten wir uns ein bisschen die Füße und können sogar für einen Imbiss draußen sitzen. Ein kleines Kaffee ist etwas überfordert, als plötzlich 15 Personen auftauchen und Kaffee, Toast und Kuchen ordern. Überhaupt haben hier viele Geschäfte und Supermärkte geöffnet, obwohl es Ostermontag ist. Aber in Portugal ist es kein Feiertag wie bei uns.
Dann geht es weiter nach Marinha Grande, vorbei an Feuchtwiesen und vielen Nestern mit Störchen. Unser Hotel ist etwas kleiner als bisher und wenn 51 Personen mit Koffern mit einem Aufzug befördert werden wollen, der nur 2 Personen und 3 Koffer fasst, dann braucht es etwas Zeit bis alle verteilt sind. Ganz Fitte und Tapfere nehmen die Treppe, was bei 3 Etagen machbar ist.
Leider fällt das Abendessen mit dem tollen Buffet etwas kürzer als sonst aus, weil wir heute Abend noch ein kleines Konzert singen dürfen. Fr. Barbara, die selbst in einem Chor singt, hat einen seht freundlichen Brief an den Kulturbeauftragten in Marinha Grande geschrieben und angefragt, ob es nicht eine Möglichkeit für einen Auftritt gibt und es hat tatsächlich geklappt. Also schnell noch in die Konzertrobe schlüpfen, Fliege, Schal und Noten schnappen und ab in den Bus.
Im Zentrum gibt es eine kleine Halle, in der wir schon erwartet werden: Vom Frauenchor Tertúlia dos Amos de Ouro, die uns mit ihren Volksliedern aus Portugal und Spanien erfreuen. Die 14 Frauen haben ihre Lebenfreude direkt auf uns übertragen und waren voller Begeisterung dabei.
Die zweite Gruppe war die Grupo de Cavaquinhos da Marinha Grande, die mit typisch portugiesischen Gitarren, der Cavaquinhos, und Gesang ihre Heimat besungen haben.
Die Cavaquinhos ähnelt einer Okulele, wird aber anders gestimmt und klingt auch anders
Unser Repertoire war von ällem ebbes – ein bißchen Volkslied, ein bißchen Geistliches, ein bißchen Gospel und bekannte Melodien wie My Way. Das Europalied „Freude schöner Götterfunken“ darf natürlich auch nicht fehlen, da es in Portugal bekannt und beliebt ist. Und zum Abschluss haben alle zusammen das portugiesische Stück „O Rama da Oliveira“ gesungen.
Da bewahrheitet es sich wieder einmal, daß Musik immer, überall und generationenübergreifend verbindet.
Wir werden noch mit Portwein und Gebäck verköstigt, was die Gastfreundschaft der Portugiesen bestätigt. Es war ein sehr schöner Abend und vielen Dank an alle Beteiligten und Organisatoren.
Uma noite musical muito agradável chega ao fim. Boa noite.
Heute läßt uns der Regen irgendwie nicht in Ruhe. Morgens auf dem Weg nach Batalha ist es zwar bewölkt, aber noch trocken. Wir besichtigen das Kloster Santa Maria da Vitoria, das 1983 in die Weltkulturerbeliste der UNESCO aufgenommen wurde.
Dieses Kloster wird laufend renoviert und da es in Portugal keine Zerstörung durch den 2. Weltkrieg gab, ist vieles noch aus der Entstehungszeit ab 1385 erhalten geblieben. Sogar die vielen bunten Fenster, die von deutschen Glasmalern in Handarbeit herstellt wurden. Mehr wissenswertes über Batalha gibt es hier.
Klosterkirche
Kreuzgang
Refektorium
Unvollendete Kapelle
Wir dürfen in der Klosterkirche singen, was deswegen ein Gänsehautmoment ist, weil die Akustik die Töne bis zu 10 Sekunden nachklingen läßt und deswegen die Lieder extrem langsam gesungen werden müssen, damit sich der Klang nicht überlagert. S c h ö n.
Fr. Barbara beeindruckt mit Ihrem vielfältigen Wissensschatz, obwohl uns die Technik der Audiogeräte, die jeder bekommen hat, ab und an im Stich lässt.
Ab jetzt schwimmen wir mehr zur nächsten Station, als dass wir fahren. Deswegen fällt der Besuch in Tomar aus und wir machen nur einen Zwischenstopp zum Mittagessen in Coimbra. Die ehemalige Hauptstadt von Portugal ist das geistige Zentrum mit Universitäten und Fakultäten. Die Studenten haben hier ja nach Studiengang Umhänge mit farbigen Bändern über ihrer Kleidung, was im Logo der Firma Sandeman zu sehen ist.
Apropos Alkohol. Normalerweise ist es schon ein Ritual bei unseren Reisen, dass hin und wieder nach dem Essen, das ja für den deutschen Magen ungewohnt sein kann, die Verdauung durch ein klitzekleines Gläschen Whiskey, Likörchen oder Schnäpschen, angeregt werden muss. Jetzt ist es aber in Portugal nicht erlaubt im Bus Alkohol auszuschenken. So ein Ritual ist aber doch wichtig, oder ? Also ist es notwendig, öfters einen Rastplatz anzufahren und das Ritual nach draußen zu verlegen. Regen hin oder her.
Auf dem Weg zum Weingut im Val de Moreira, wo wir Quartier beziehen, müssen wir über einen Pass von ca. 950 Meter ü.M. und es fehlt nur noch, dass es zu schneien anfängt.
Und zu dem Weingut und Hotel Villa Gale Douro Vineyards geht es so steil hinauf, dass unser Bus da nicht mehr hochkommt. Also kommt ein Minibus, der uns in zwei Gruppen hinauf fahren soll und das gesamte Gepäck muss ja auch noch umgeladen werden. Es gießt in Strömen, fleißige Hände helfen Thiago die Koffer umzuwuchten und während die erste Gruppe schon mal ihre Zimmer bezieht, ist die Info, dass das Gepäck auf die Zimmer gebracht wird, im Regen verloren gegangen. Und so suchen 23 Menschen fluchend und mittlerweile klatschnass mitsamt ihren Koffern ihre Unterkunft, da die Zimmer über mehrere Gebäude und am Hang verteilt sind.
Am Ende werden aber Alle mit einem sehr leckeren Abendessen, dass kaum noch Wünsche offen läßt, entschädigt. Wir singen dem überaus netten Personal noch drei Ständchen, das ein oder andere Gläschen Wein wird noch getrunken, aber obwohl wir eigentlich nicht viel gemacht haben, kommt die Müdigkeit doch langsam hoch und nach und nach verschwindet jeder ins Bett.
A chuva de hoje é o uísque de amanhã.